Bericht der Präsidentin

... raus aus der Komfortzone, rein ins Abenteuer ... 

Die Aufgabe eines Verbandes, eines jeden Dienstleisters, ist die Bedürfnisse seiner Kunden abzudecken. Unsere Kunden sind unsere Mitglieder und somit 19 Basisorganisationen der gemeinnützigen Spitex. Die Hauptbedürfnisse unserer Mitglieder sind gute Rahmenbedingungen, damit sie ihren gesetzlichen Auftrag langfristig erfüllen können. Im Wissen, dass Verbände dazu neigen, sich lieber mit sich selber zu beschäftigen als mit den Bedürfnissen ihrer Mitglieder, haben wir im Spitex Verband Graubünden unseren Vorstand immer klein gehalten, unsere Zielgruppe auf die gemeinnützigen Spitex-Organisationen beschränkt und kurze, unkomplizierte Betriebsabläufe gestaltet. Raus aus unserer Komfortzone heisst für uns deshalb auch: Raus aus Chur und auf direktem Weg zu unseren Mitgliedern in die Regionen. Dabei standen bei unseren ersten Besuchen die regionalen Gesundheitszentren, in die die jeweilige Spitex-Organisation integriert ist, im Vordergrund. Diese Besuche waren für mich, Vorstandsmitglied Alessandro Della Vedova und die Geschäftsleitungsmitglieder Mario Evangelista und Monika Schnoz sehr eindrücklich und aufschlussreich. Jede Region hat ihre Besonderheiten und damit ihre ureigenen Bedürfnisse. Charakteristisch bei allen ist jedoch, die Einsicht der Notwendigkeit sich als regionale Anbieter für die Grunddienste im Gesundheitswesen zu einer Einheit zusammenzuschliessen. Eindrücklich wurde uns dies unter anderem bei unserem Besuch im Gesundheitszentrum Unterengadin CSEB präsentiert. Eine wirtschaftlich nicht privilegierte Region erhält durch ein innovatives Gesundheitszentrum ein für die Region systemrelevantes Unternehmen mit dem grössten und vielfältigsten Arbeitsplatz- und Dienstleistungsangebot. Dieses Dienstleistungsangebot geht so weit, dass zusätzlich Kunden aus dem In- und Ausland generiert werden können (Stichwort Wellness- und Gesundheitstourismus).

Die sich bereits zu Gesundheitszentren organisierten Dienstleister im Gesundheitswesen zeigen es uns vor und für mich persönlich ist klar: Nur wenn es unserem Kanton Graubünden gelingt, den Wert und die Notwendigkeit dieser Gesundheitszentren für unsere Regionen und deren Bevölkerung aufzuzeigen, wird es uns auch gelingen, die Regionen als attraktive Lebensräume für unsere Bevölkerung zu erhalten und den für unseren Kanton desaströsen bundesweiten Bestrebungen zur Einführung von Mindestfallzahlen in den Spitälern zu trotzen. Ich bin als Präsidentin des Spitex-Verbandes überzeugt, dass wir alle, in unserem Kanton im Gesundheitsbereich Tätigen, aus unserer Komfortzone ausbrechen müssen, um uns mittelfristig neu zu organisieren. Dabei sind für die jeweiligen Regionen bedarfs- und bedürfnisgerechte Lösungen zu suchen. Unbedingt vermieden werden muss, dass seitens des Kantons grosse bürokratische Vorgaben gemacht werden und das bestehende, an sich gut funktionierende System, aufgebläht wird.

Aus der eigenen Komfortzone auszubrechen bedeutet aber auch, sich gegen Missstände zu wehren. Deshalb sind wir auch nicht davor zurückgeschreckt, Spitex Schweiz und der Medizinaltarif-Kommission UVG (kurz: MTK) unseren Gehorsam zu verweigern und dem gemeinsam verhandelten Vertrag nicht beizutreten. Wenn sich die Unfallversicherungen weigern, den leistungserbringenden Organisationen für ihre Dienste kostendeckende Tarife zu bezahlen – obwohl sie dazu gesetzlich verpflichtet wären – und uns zudem noch Auflagen und Weisungen betreffend praktischer Ausführung machen, dann hat es die MTK allein zu vertreten und zu verantworten, wenn die Unfallpatienten in unserem Kanton nicht adäquat behandelt werden können. Es kann nämlich nicht sein, dass unsere Basis-Organisationen, nach dem Prinzip «die Letzten beissen die Hunde», die ungedeckten Kosten allein zu Gunsten der Eigennutzenmaximierung der Unfallversicherer zu tragen haben. Dies gilt insbesondere auch, weil die gemeinnützigen Spitex-Organisationen in Graubünden zu den kostengünstigsten und damit wirtschaftlichsten der Schweiz gehören und von Gesetzes wegen nicht gewinnorientiert tätig sein dürfen.

Selbst wenn dieser Konflikt ein Kampf von David gegen Goliath in höchster Potenz darstellt, bin ich nicht bereit, diese Ungerechtigkeit widerstandslos hinzunehmen. Die Faust im Sack machen, wäre zwar einfacher. Es würde aber weder unseren Mitgliedern noch deren Kunden und Auftraggebern nützen.

Absolut erfreulich und von gegenseitigem Respekt und Vertrauen geprägt ist hingegen die Zusammenarbeit mit unseren kantonsinternen Partnern. Namentlich erwähnen möchte ich dieses Jahr folgende Partner: den BSH unter der operativen Leitung von Daniel Derungs, die PDGR mit dem Pflegedienstleiter Edy Felber und den Palliativen Brückendienst unter der Leitung von Corina Schnoz. Ein herzliches Dankeschön geht an dieser Stelle an das Gesundheitsamt mit Sabrina Gurt und Paula Berni unter der Leitung von Dr. Rudolf Leuthold und Regierungsrat Christian Rathgeb. Den Wechsel von Christian Rathgeb ins Departement für Finanzen und Gemeinden habe ich mit einem weinenden und lachenden Auge zur Kenntnis genommen. Ich freue mich für Christian Rathgeb, dass er aus seiner Komfortzone des bisherigen, gewohnten Departementes herausgetreten ist und die neue Herausforderung mit einem Departementswechsel angenommen hat. Andererseits war die Zusammenarbeit mit Regierungsrat Rathgeb von gegenseitigem Vertrauen geprägt, sodass wir gerne auch weiter mit ihm zusammengearbeitet hätten. Nun freuen wir uns aber auch auf unseren neuen Departementsvorsteher Regierungsrat Peter Peyer. Ein erstes konstruktives Zusammentreffen und Kennenlernen konnte bereits nach der Departementsverteilung organisiert werden.

Im Namen des Spitex Verbandes Graubünden danke ich all unseren Partnern, allen Politikern und Behörden wie auch meinen Vorstandsmitgliedern und der Geschäftsleitung und vor allem auch allen Verantwortlichen der Basisorganisationen für die gute Zusammenarbeit und das gegenseitige Vertrauen.

Barla Cahannes
Präsidentin Spitex Verband Graubünden

Chur, im März 2019

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