Bericht der Präsidentin
Liebe Leserinnen und Leser
Wir pflegen in Graubünden eine gute und gesunde Streitkultur aller gegenteiligen Behauptungen zum Trotz! Zusammen mit unseren kantonalen Partnern haben wir es immer wieder verstanden, gemeinsam Lösungen zum Wohle unserer Klienten zu finden.
Wie wichtig ein gutes Zusammenarbeiten ist, hat sich uns im letzten Jahr wiederum eindrücklich gezeigt. Gerne schildere ich Ihnen an folgenden drei Bespielen, was ich damit meine:
Bei meinem ersten Beispiel steht am Anfang der unsägliche Entscheid des Bundesgerichtes, wonach Produkte der Mittel und Gegenständeliste (MiGel), wenn sie durch eine Fachperson angewendet werden, im bestehenden Tarif der Krankenkassen bereits enthalten sind. Wenn nun eine Inkontinenzeinlage selber durch den Klienten angezogen oder ihm durch eine dritte Person dabei geholfen wird, bezahlt diese Einlage die Krankenkasse. Wenn die Einlage aus der gleichen Packung mit Hilfe einer Spitexfachperson angezogen wird, dann wird sie nicht bezahlt. Man muss jetzt nicht unbedingt ein Genie sein, um zu merken, dass dies zu einem ungeheuerlichen bürokratischen Aufwand führt. Zudem verbleiben hohe Kosten bei den Leistungserbringern, die früher von den Kassen gedeckt wurden. Ähnlich gestaltet es sich bei Wundverbänden. Will man qualitativ hochwertiges Material verwenden, um die Heilung zu beschleunigen, hat dies zur Folge, dass das Verbandsmaterial schnell teurer wird, als die abzurechnenden Leistungsbeiträge.
Nun hat man zwei Möglichkeiten, die Faust im Sack machen und sich fügen oder sich wehren. Wir vom Spitex Verband Graubünden haben uns für die zweite Variante entschieden. Dank dem grossen Einsatz unserer beiden Ständeräte Dr. Martin Schmid und Dr. Stefan Engler konnten wir zusammen mit Spitex Schweiz die Angelegenheit auch ins eidgenössische Parlament tragen. Glücklicherweise zeichnet sich eine Lösung ab und man ist gewillt, das Gesetz so anzupassen, dass das Gleiche gilt, wie vor dem erwähnten Bundesgerichtsentscheid. An dieser Stelle sei auch erwähnt, dass das Gesundheitsamt Graubünden unter der Leitung von Dr. Rudolf Leuthold den Missstand sofort erkannt hat und der Spitex ein Kostenmodell für die Übergangszeit angeboten hat. Herzlichen Dank allen Beteiligten.
Ein weiteres schönes Beispiel finden wir im Bereich der Sozialversicherer. Diese wären von Gesetzes wegen verpflichtet, die Vollkosten im Bereich IV, Unfall usw. zu übernehmen. Der schweizweit ausgehandelte Tarif deckt die Kosten im Pflegebereich aber nicht. Nicht einmal in Graubünden, obwohl wir über eine der wirtschaftlichsten und kostengünstigsten gemeinnützigen Spitex-Organisationen verfügen. Als wir uns in Graubünden geweigert haben, diesem Tarif-Vertrag beizutreten, war man in Bundesbern ganz erstaunt. Wir hingegen waren erstaunt, dass diese erstaunt waren. Meine Frage an den zuständigen Leiter des BAG, wer denn seiner Meinung nach die Restkosten zu finanzieren habe und ob diese die einzelnen kleinen Spitex-Organisationen in unserm Kanton aus ihrem eigenen Vermögen zu begleichen hätten, konnte er mir nicht beantworten.
Auch hier: Faust im Sack machen, sich fügen oder sich wehren? Wir haben uns für Letzteres entschieden. So wie es im Moment aussieht, werden wir einen Ausweg finden. Auch an dieser Stelle ein grosses Dankeschön dem kantonalen Gesundheitsamt mit Daniel Benz für die Unterstützung und die konstruktive Zusammenarbeit. Es ist gut zu wissen, dass man in unserem Kanton dermassen getragen und wertgeschätzt wird.
Weil alle guten Dinge drei sind, hier noch das letzte Beispiel: Leider müssen wir feststellen, dass immer mehr Klienten krankheitsbedingt zu Gewalt gegenüber unseren Mitarbeitenden neigen. Als Arbeitgeber ist uns die körperliche und seelische Unversehrtheit unserer Mitarbeitenden das wichtigste Gut. In der Güterabwägung Schutz der Mitarbeitenden versus Leistungspflicht gegenüber den Auftraggebern überwiegt ganz eindeutig Ersteres. An dieser Stelle ein grosses Dankeschön an Sabrina Gurt und Paula Berni vom Gesundheitsamt, welche für unsere, nicht immer einfachen, Situationen Verständnis zeigen, zu Recht auch kritische Fragen an unsere Seite richten, aber immer bereit sind, gemeinsame Lösungen zu finden.
Sehr geehrte Leserinnen und Leser, auch wenn es heisst, den Letzten beissen die Hunde, dann mag das von mir aus für andere gelten. Wir kämpfen für unsere gemeinsame Sache. Allen, die uns dabei unterstützen, sage ich: «Danke. Wir brauchen Euch!»
Im Namen des Spitex Verbandes danke ich allen unseren Partnern, allen voran dem Gesundheitsamt Graubünden, allen Politikern, besonders unseren Ständeräten, den kantonalen Behörden wie auch meinen Vorstandsmitgliedern und der Geschäftsleitung. Vor allem danke ich allen Verantwortlichen der Basisorganisationen und den Mitarbeitenden für die gute Zusammenarbeit und das gegenseitige Vertrauen.
Barla Cahannes
Präsidentin Spitex Verband Graubünden
Chur, im März 2020